Osteosarkome des Hundes - Häufigkeit und Ursachen

Häufigkeit
Der überwiegende Teil aller Knochentumore beim Hund ist bösartig, der Anteil von Osteosarkomen wird mit 80-85 % angegeben. Damit ist das Osteosarkom sowohl hinsichtlich der Häufigkeit wie auch der Schwere des Verlaufs der wichtigste Knochentumor beim Hund.
Im Gegensatz dazu sind Osteosarkome (und primäre Knochentumore überhaupt) beim Menschen relativ selten.
Innerhalb der Hundepopulation ist die Häufigkeitsverteilung allerdings sehr unterschiedlich. Überwiegend sind große und sehr große Hunde betroffen, welche hauptsächlich Tumore an den langen Röhrenknochen entwickeln. Kleine Hunde erkranken wesentlich seltener, der Tumor befällt dann in der Regel die kurzen und Plattenknochen.
Rüden sollen ein etwas höheres Erkrankungsrisiko als Hündinnen haben.
Die erhöhte Prävalenz bei bestimmten Rassen, die sich nicht allein aus der Größe und dem Gewicht der Hunde erklären lässt, weist zusätzlich auf genetische Ursachen hin. (Modiano 2010, Comstock et al 2006).  Die Deutsche Dogge gehört in fast allen epidemiologischen Untersuchungen zu den besonders prädisponierten Rassen (Egenvall 2006, Dernell 2001, Bomhard 2001,  Rosenberger 2007).

Ursachen / Risikofaktoren
Wie alle Tumoren entsteht auch das Osteosarkom auf der Basis von Mutationen im Erbgut von Zellen. Für den einzelnen Patienten kann man bisher die konkreten Auslöser und den Ablauf dieser Zellveränderungen in der Regel nicht nachvollziehen. Aus verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen sind aber Faktoren bekannt, die das Erkrankungsrisiko beeinflussen.
Schon seit längerer Zeit diskutierte Risikofaktoren sind:

  • Größe und Gewicht des Hundes (der Anteil der Groß- und Riesenrassen wird mit bis zu 85% angegeben)
  • Forciertes Wachstum in der Welpen-/ Junghundzeit
  • männliches Geschlecht (Rüden sollen ein ca.1,5faches Erkrankungsrisiko aufweisen, was aber besonders in neueren Studien nicht immer bestätigt werden konnte)
  • Metallimplantate
  • Verletzungen, auch Mikrofrakturen (für diese Hypothese gibt es allerdings bisher keine Beweise)
  • Frühkastration (ein 4fach höheres Risiko wird angenommen)

Eine genetische Veranlagung wird heute als eine der wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Osteosarkomen angesehen.
Jaime Modiano, einer der bekanntesten US-Kleintieronkologen, bringt es in seinem Beitrag zum Osteosarkom des Hundes, den er im offiziellen Newsletter der  AKC Canine Health Foundation (2010) erstveröffentlichte, auf einen kurzen Nenner:

„A major component of this disease in dogs, and possibly in people, appears to be genetic (i.e., heritable).„
[Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung dieser Krankheit bei Hunden und wahrscheinlich auch beim Menschen scheint genetisch zu sein (d.h. erblich).]

Da Osteosarkome des Hundes viele Ähnlichkeiten mit denen beim Menschen aufweisen, hat sich hier ein weites Forschungsgebiet eröffnet. Neben molekularbiologischen Untersuchungen, die speziell am Tumorgewebe ansetzen und besondere Bedeutung für Therapie und Prognose haben, beschäftigen sich Genetiker auch in zunehmendem Maße mit der Erforschung von erblichen Faktoren, die die Osteosarkomentstehung begünstigen.
In einer Studie zur Erblichkeit des Osteosarkoms beim Scottish Deerhound (Phillips et al.2007),  wird für diese Rasse eine Inzidenz von über 15% und eine Heritabilitat von 0,69  ermittelt (der genetisch bedingte, also ererbte Anteil am Risiko beträgt also fast 70%!). Die Vererbung erfolgt vermutlich über ein dominantes „Hauptgen“. Träger dieses „Hochrisikoallels“ erkranken zu 75% an einem Osteosarkom.
Weitere Studien beschäftigten sich mit Genanalysen beim Rottweiler, einer Hunderasse mit relativ hoher Erkrankungswahrscheinlichkeit (5-12%) sowie erkennbaren familiären Häufungen von Osteosarkomfällen. Bisher konnten drei Bereiche im Genom identifiziert werden, die mit einem erhöhten Osteosarkomrisiko verbunden sind (Comstock et al 2006). Die betroffenen Gene und der genaue Erbgang wurden bislang noch nicht identifiziert.
Die Forschung wird aber fortgesetzt. So konzentriert sich zum Beispiel das Broad Institute of Harvard and MIT momentan auf 12 Hunderassen (u.a. Deutsche Doggen). Es werden Blutproben von an Osteosarkom erkrankten und alten gesunden Hunden gesammelt und molekularbiologisch untersucht.