Wir möchten hier versuchen Anhaltspunkte zu geben, mit deren Hilfe es möglich ist, sich über die Bedeutung, die ein Züchter der Gesundheit im Rahmen seiner Zucht wirklich zubilligt, ein Bild zu machen: Denn obwohl fast jedem Züchter das Lippenbekenntnis zum obersten Zuchtziel der "Gesundheit" sehr leicht fällt, sieht die Realität oft ganz anders aus…sonst gäbe es wohl auch diese Website nicht.
Die häufigsten Krankheiten bei Deutschen Doggen sind Herzkrankheiten (in erster Linie DCM), Krebsleiden (oft "Knochenkrebs" = Osteosarkome), Magendrehungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Die Verminderung der Häufigkeit dieser Krankheiten ist durch züchterische Maßnahmen möglich, da die Empfänglichkeit, sie zu entwickeln, vererbt werden kann. Die züchterische Bekämpfung ist natürlich schwierig, solange keine konkreten Erkenntnisse über die Erbgänge vorliegen. Einiges kann aber jeder Züchter auch heute schon tun, und darauf, dass dies der Fall ist, können Sie als Welpeninteressent achten, wenn Sie entsprechend informiert sind.
Die Angaben hier sind als Hinweise für diejenigen zu verstehen, die sich nicht eingehender mit der Materie „Erbgesundheit der Dogge“ beschäftigen wollen. Wir raten aber Jedem, dies zu tun, und die Artikel dieser Website bieten die Möglichkeit, sich über die hier nur oberflächlich angerissenen Themen ausführlich zu informieren.
Vorsorgeuntersuchungen…
Herzultraschall
Die wichtigste zurzeit verfügbare Vorsorgeuntersuchung bei Doggen ist ohne jede Frage der Herzultraschall, um frühe Formen der Dilatativen Kardiomyopathie (DCM) zu erkennen. Es ist dies eine weit verbreitete erbliche Herzerkrankung, die eine der häufigsten Todesursachen der Dogge ist. Zuchthunde sollten regelmäßig mindestens alle zwei Jahre bei einem Tierarzt, der Mitglied des Collegium Cardiologicum ist, untersucht werden, natürlich auch der Rüde der Verpaarung. Das Ergebnis einer solchen "kardiologischen Zuchttauglichkeitsuntersuchung" liegt stets in detaillierter schriftlicher Form vor.
Die DCM ist ein zentrales Gesundheitsproblem der Dogge und ein gesundheitsinteressierter Züchter wird dem Thema nicht ausweichen oder es schnell vom Tisch bringen wollen, sondern gerne ausführlich und sachkundig darüber Auskunft geben. Misstrauen ist angebracht bei einer offensichtlichen Geringschätzung des Problems.
(Ausführliche Informationen zu diesem Thema unter "DCM").
HD-Röntgen
Vorgeschrieben durch die Zuchtordnung für einen Züchter im DDC ist als Vorsorgeuntersuchung lediglich das Röntgen auf Hüftgelenksdysplasie (HD) und in der KyDD das Röntgen auf Hüft- und Ellbogengelenksdysplasie (ED). Auch hier liegt in jedem Fall eine schriftliche Bescheinigung des festgestellten HD-(und ED-)Grades vor.
Erfahrungsgemäß fragen auch die meisten Welpenkäufer im Zusammenhang mit der Gesundheit der Zuchttiere zuerst nach HD. Bei der Dogge macht dies nur eingeschränkt Sinn, da die HD im Vergleich zu anderen Gesundheitsproblemen im Gegensatz zu anderen Rassen nie ein erhebliches Problem dargestellt hat: Die allermeisten Zuchthunden haben einen (guten) HD-Wert von A oder B und der Test daraufhin ist wie erwähnt Pflicht. Man sollte diesen Test zur Kenntnis nehmen, seine Bedeutung aber nicht überbewerten. Bewirbt der Züchter das HD-Röntgen als Non-plus-Ultra der Gesundheitsvorsorge bei der Dogge, ist ein strategischer Rückzug zu empfehlen.
Weitere Vorsorgeuntersuchungen
Es gibt weitere Vorsorgeuntersuchungen, die ein Züchter freiwillig vornehmen kann, beispielsweise auf diverse Augenerkrankungen und es ist grundsätzlich positiv zu werten, wenn der Züchter mehr macht, als das vorgeschriebene Minimum.
…und der Umgang mit aufgetretenen Gesundheitsproblemen
Jedoch sollte dabei nicht ein offener Umgang mit den Gesundheitsproblemen zu kurz kommen, die bei der Dogge leider sehr häufig sind, denen aber über Vorsorgeuntersuchungen nicht beizukommen ist, wie insbesondere Knochenkrebs und Magendrehungen, vor denen niemand völlig verschont bleibt. Eine „Vorsorge“ gegen solche Erkrankungen gibt es nicht, jedoch sollte ein verantwortungsvoller Züchter Konsequenzen ziehen, wenn in seiner Nachzucht oder der Verwandtschaft seiner Zuchthunde gewisse Probleme gehäuft auftreten.Wenn hier Nachfragen mit einem "So etwas ist bei uns noch nie vorgekommen!" vom Tisch gewischt werden, ist dies wenig glaubwürdig. Gesundheitsprobleme gibt es in jeder Zuchtline und das offene Darlegen, wie der Züchter diesen begegnet, ist ein besserer Hinweis darauf, dass er den Welpenbesitzer mit eventuell auftretenden Problemen nicht hängen lässt, als ein lässiges Abwinken. Die mangelnde Transparenz in der Doggenzucht hat zur Folge, dass auch der gewissenhafteste Züchter bei jeder Anpaarung aus Informationsmangel unbewusste Risiken eingeht und niemand ist daher dauerhaft von mehr oder weniger großen Gesundheitsproblemen verschont. Die Art, wie der Züchter mit diesen umzugehen pflegt, ist ein wichtiger Hinweis auf sein Verantwortungsbewusstsein.
Die Vorauswahl von Züchtern erfolgt heute hauptsächlich über das Internet. Dabei sollte nicht das Design, sondern der Informationsgehalt der Websites im Vordergrund stehen. Leider ist die Abwesenheit jeglicher Angaben zu Sterbedaten und Todesursachen der Zuchthunde die Regel und ausführliche Informationen zur Gesundheit der Zuchtlinie die Ausnahme. Wenn hier ein Züchter durch eine informative Präsenz und großzügige Bereitstellung an Information hervorsticht, lohnt es sich auf jeden Fall, die Sache näher zu betrachten. Gibt es dagegen bloß eine lange Aufzählung von Titeln, das obligate HD-Ergebnis und scheinbar unsterbliche Hunde, heißt es ganz schlicht: Finger weg.
Vorfahren und Inzucht: Was man aus den Ahnentafeln erfahren kann
Ahnentafeln haben leider nicht den Informationswert, den sie haben könnten, denn werden darin zwar sämtliche Championtitel über 4 Generationen aufgelistet, so sucht man vergebens nach anderen Informationen zur Gesundheit als den obligaten HD-Status. Dazu kommt, dass der genetische Elternschaftsnachweis eine Seltenheit bleibt, und von daher keine Garantie bezüglich der Korrektheit der Angaben besteht.
Nichtsdestoweniger lohnt es sich, anhand der Ahnentafel das Inzuchtniveau des Welpen zu bewerten, d.h. wie sehr sein Vorfahren untereinander verwandt sind. Grundsätzlich ist in der aktuellen Situation jedwede engere Inzucht als negativ einzustufen: Es sollte in den ersten drei – besser noch in den ersten vier Generationen - der Ahnentafel kein Name mehrfach auftauchen: Wenn dies der Fall ist, ist es wahrscheinlich, dass der Wurf kein riskant hohes Inzuchtniveau aufweist. Vereinfacht gesagt, dient Inzucht in erster Linie dazu, gewisse äußerlich sichtbare Merkmale genetisch zu fixieren, immer mit dem Risiko, dabei auch die Veranlagung zu Erberkrankungen zu fixieren. Gesundheitsbewusste Züchter betreiben keine Inzucht: Es lohnt sich also auch, die Ahnentafeln anderer Würfe des Züchters zu betrachten und auch seine Meinung einzuholen. Sätze wie „Inzucht ist ein großartiges Zuchtinstrument in den Händen eines erfahrenen Züchters“ weisen darauf hin, dass die Materie nicht wirklich beherrscht wird und Vorsicht angebracht ist.
Ein Hinweis noch bezüglich einer häufig vorkommenden Begriffsverwirrung: Linienzucht ist eine bestimmte Form der Inzucht über mehrere Generationen. Ein Zuchtlinie dagegen hat erst einmal nichts mit Inzucht zu tun: Bei der Zuchtlinie eines Züchters kann es sich einfach um die "lineare" Abstammung von Zuchthunden aus dem eigenen Zwinger über mehrere Generationen handeln. In diesem Falle muss keinerlei Inzucht vorliegen, denn die jeweiligen Paarungspartner können genetisch völlig fremd sein.
Schließlich ist es auch sinnvoll, den Züchter zur Ahnentafel zu befragen: Was kann er Ihnen konkret über die Vorfahren der Welpen insbesondere hinsichtlich Gesundheit und erreichtes Lebensalter berichten? Ein gut informierter Züchter sollte zumindest über die meisten Vorfahren Auskunft geben können. Die auffällige Häufung bestimmter Krankheiten oder viele Ahnen, die nur ein geringes Lebensalter erreicht haben, sollten Sie ebenso bedenklich stimmen wie die völlige Abwesenheit von solchen Informationen zu der Mehrheit der Vorfahren: Es ist kein "genetisches Qualitätsmerkmal" wenn lediglich auf einige Ahnen hingewiesen wird, die relativ alt geworden sind, aber insgesamt nur sehr wenig Information vorhanden ist.