Grautigerfreie und -arme Zuchtstätten: Eine statistische Analyse - Diskussion

Die statistische Analyse erlaubt genaugenommen lediglich die Feststellung des Verlustes von Grautigern zwischen deren Geburt und der Wurfabnahme in bestimmten Zuchtstätten. Mögliche natürliche Ursachen, die in hochsignifikanter Weise vermehrt die Grautiger träfen, sind jedoch auszuschließen: Einer erhöhten Sterblichkeit der Träger des Merle-Allels als Erklärung steht entgegen, dass die Gefleckten ebenfalls Träger diese Allels (und eines weiteren Defektgens) sind. Auch infektiöse Geschehen, die quasi ausschließlich Grautiger, aber weder schwarze noch gefleckte Welpen beträfen, sind unbekannt und eine solche Vermutung entbehrt jeglicher Logik. Es ist demnach durchaus vertretbar, aus den vorliegenden Fakten zu schließen, dass in einigen Zuchtstätten die Grautiger vom Züchter systematisch eliminiert werden.


Das Verschwinden der signifikanten Abweichungen in der Farbverteilung nach Addition der Grautiger im Rahmen der oben beschriebenen Simulation in 4 von 5 Zuchtstätten demonstriert diese Form der Zuchtauslese, indem sie sie rechnerisch rückgängig macht. Einer weiteren Erläuterung bedürfen die Zahlen des Zwingers L, der nicht diesem Schema entspricht, da hier die Gefleckten vor und nach der Simulation überrepräsentiert, die Schwarzen hingegen nach der Simulation unterrepräsentiert sind. Logisch erklärbar ist dies durch eine Elimination nicht nur der Grautiger sondern auch eines Teiles der schwarzen Welpen. Ein weiterer Hinweis auf ein solches Verhalten ist die Wurfstärke, die in der Kontrollgruppe mit durchschnittlich 6,8 Welpen um 50% höher liegt als in der Testgruppe (durchschnittlich 4,5 Welpen).  In 2 der 5 Zuchtstätten der Testgruppe wird die Welpenzahl 6 nie, in 2 weiteren nur je einmal überschritten. In der Zuchtordnung waren bis zu deren Erneuerung im Jahre 2010 6 Welpen die maximale Wurfstärke, die keine Verlängerung der Ruhepause für die Mutterhündin auf 18 Monate nach sich zog. Es gibt hier deutliche Hinweise, dass in einigen Zwingern neben der Elimination der Grautiger auch eine Wurfgrößenreduktion vorgenommen wird, wobei die sich hier deutlich hervorhebende Zahl von maximal 6 Welpen möglicherweise an die Vorgaben der alten Zuchtordnung anknüpft.

 

Archibald vom Kühlen Grunde Reifnir von Öttingen-Sötern


Das Töten von gesunden Hundewelpen z.B. aufgrund nicht standardgerechter Eigenschaften ist ein Verstoß gegen den  § 17 Nr.1 TierSchG. Schon aufgrund dieser Rechtslage in Deutschland ist nicht zu erwarten, dass Züchter offen über  „Zuchtstrategien“ wie die Elimination von Grautigern und/oder die Wurfgrößenreduktion Auskunft geben.

Ob die vorliegenden Fakten ausreichen, um als gerichtsverwertbarer Indizienbeweis für die Tötung der Welpen gewertet zu werden, soll und kann hier nicht beantwortet werden.

Jedoch erweist sich die statistische Analyse der Farbverteilung der aufgezogenen Welpen auch schon bei relativ geringen Welpenzahlen als effizientes Mittel, um die Transparenz in diesem Bereich der Doggenzucht zu erhöhen. Der  potentielle Welpenkäufer kann mit ihrer Hilfe die Einstellung des Züchters hinsichtlich der Aufzucht der Grautiger und der  Wurfgrößenreduktion bewerten, wenn er dieses Kriterium bei der Züchterwahl berücksichtigen will.