Neues zur Genetik der DCM beim Irischen Wolfshund

Drucken

Als Grundlage der Vererbung der DCM beim Irischen Wolfshund wurde 2007 auf der Basis einer statistischen Datenanalyse  ein  sogenannter gemischter monogen-polygener Erbgang postuliert. Dies würde bedeuten, dass ein einzelnes (=Mono) Hauptgen die entscheidende Rolle bei der Entstehung von DCM spielt, aber nicht allein dafür verantwortlich gemacht werden kann, sondern den Einflüssen zahlreicher (=Poly) anderer Gene unterliegt (Distl O, 2007). Ein einfacher mendelnder Erbgang konnte eindeutig zurückgewiesen werden.

 

Eine aktuell publizierte Untersuchung scheint nun die Beteiligung mehrerer Gene zu bestätigen (Philipp U, 2012): Zur Lokalisierung der Position von Genen, die mit der Entstehung von DCM in Zusammenhang stehen könnten, wurde ein sogenannter Gen-Chip eingesetzt. Dessen Funktionsprinzip wollen wir uns hier am Beispiel der vorliegenden Arbeit verdeutlichen:

Mit Hilfe eines Gen-Chips kann das Erbmaterial, die DNA, auf eine große Menge an punktförmigen Mutationen untersucht werden. In der vorliegenden Untersuchung wurde die DNA der untersuchten Hunde – DCM-erkrankte und gesunde Irische Wolfshunde - auf An- oder Abwesenheit von mehr als 83000 Mutationen analysiert. Ziel war es herauszufinden, ob einige dieser Mutationen öfter bei den erkrankten als bei den gesunden Hunden vorkommen. Wichtig ist hier zu verstehen, dass diese Mutationen lediglich als sogenannte Marker einer bestimmten Region der DNA dienen: Eine solche „Marker-Mutation“ wird nur in den seltensten Fällen ursächlich mit dem gesuchten Merkmal (in diesem Fall DCM) zusammenhängen, aber wenn sie gehäuft bei Hunden nachgewiesen wird, die das Merkmal aufweisen (also hier DCM-erkrankte Hunde), ist es wahrscheinlich, dass das krankheitsauslösende Gen sich in derselben Region wie der Marker befindet: Das Gen ist somit ungefähr lokalisiert und kann leichter identifiziert werden.

Soweit ist man hinsichtlich der DCM beim Irischen Wolfshund allerdings noch nicht: Bei der Untersuchungen wurde eine Marker-Mutation auf Chromosom 37 gefunden, die signifikant mit dem Auftreten von DCM verknüpft war und 5 weitere Mutationen auf den Chromosomen 1, 10, 15, 17 und 21, bei denen ein solcher Zusammenhang zumindest vermutet werden kann. In einigen der auf diese Weise gefundenen DNA-Regionen befinden sich Kandidatengene, die möglicherweise an der Entstehung von DCM beteiligt sind. Die nähere Untersuchung dieser Gene wäre der nächste Schritt zur Identifikation der genetischen Basis der DCM.

Alle 106 DCM-Fälle der untersuchten Hunde konnten allerdings nicht zugeordnet werden, so dass die Existenz weiterer Regionen mit verantwortlichen Genen vermutet werden muss, die in der vorliegenden Untersuchung aufgrund der relativ geringen Anzahl an Hunden nicht statistisch abzugrenzen waren.

Als mögliche Erklärung einer sogenannten oligogenetischen Vererbung der DCM beim Irischen Wolfshund (bei der nicht eines [monogen], nicht viele [polygen], sondern einige [oligogen] Gene für den Erbgang verantwortlich sind) führen die Autoren die Einkreuzung von Hunden anderer Rassen an, unter anderem Deutsche Doggen und Scottish Deerhounds, die zur Erhaltung der Rasse notwendig war. Diese Herkunft der aktuellen Population steht im Gegensatz zu Rassen, die ausschließlich auf einige reinrassige Gründerhunde (Founder) zurückgehen und als abgeschlossene Populationen angesehen werden können. Im letzteren Fall sollte die Zahl verschiedener krankheitsauslösender Defektallele begrenzter sein.

Das Ziel der Verwendung des Gen-Chips zur Genlokalisation ist die Identifikation der für die Entstehung von DCM verantwortlichen Gene. Interessanterweise gibt es jedoch auch die Möglichkeit, mit dieser Methode Hunde auf deren genetisch fixiertes DCM-Risiko zu testen, selbst wenn die krankheitsverursachenden Gene noch gar nicht identifiziert werden konnten: Auf der Basis der bei erkrankten Hunden häufiger vorkommenden Marker-Mutationen ist es möglich, sogenannte Risikoprofile zu erstellen, die eingesetzt werden könnten, um für den einzelnen Irischen Wolfshund dessen Risiko, an DCM zu erkranken, besser einschätzen zu können. Ein erster Schritt in Richtung der Möglichkeit eines praktisch einsetzbaren Tests des genetisch fixierten DCM-Risikos beim Irischen Wolfshund ist damit getan.

 

Bibliographie

Distl O, V. A. (2007). Complex segregation analysis of dilated cardiomyopathy (DCM) in Irish wolfhounds. Heredity, 460-465.

Philipp U, V. A. (2012). Multiple Loci Are Associated with Dilated Cardiomyopathy in Irish Wolfhounds. PLoS ONE Vol 7 Issue 6, 1-6.