Schutzimpfungen - An alle Gegner von Schutzimpfungen - Vorsicht polemisch!

An alle Gegner von Schutzimpfungen - Vorsicht polemisch!

So viele Menschen - so viele Meinungen... und oft haben alle Seiten stichhaltige Argumente für sich. Gerne lasse ich das für viele Streitpunkte in der Hundehaltung gelten - aber nicht in der Diskussion um den Sinn von regelmäßigen Schutzimpfungen! Leider gibt es einen Trend zur „Impfverweigerung" und Hundehalter, die sehr stolz darauf sind, ihrem „Bio-Hund" diesen „unnatürlichen" Eingriff zu ersparen.
Argumentiert wird mit den möglichen Nebenwirkungen von Schutzimpfungen. Diese gibt es unstrittig, wenn sie auch bei den "Standard-Impfungen" relativ selten auftreten. Aber leider wird in der Argumentation vergessen, dass genau die gleichen "Nebenwirkungen" auch im Verlauf ganz banaler Infekte auftreten können, weil sie auf prinzipiellen "Funktionsmustern" unserer Abwehr basieren. Hier ist vor allen Dingen an sogenannte Autoimmunerkrankungen zu denken, eine Fehlreaktion unserer Abwehrzellen, durch die Antikörper oder "Killerzellen" gegen körpereigene Strukturen entstehen. Dies ist in der Medizin eine gefürchtete Folgereaktion von Infektionskrankheiten (z.B. nach bestimmten Streptokokkeninfektionen aber auch nach grippalen Infekten). Leider berichtet darüber aber kein "Schwarzbuch", wohl aber über solche - im seltenen Einzelfall wirklich tragischen! - Reaktionen auf Impfstoffe.
Gehen wir also „zurück zur Natur" und vermeiden Schädigungen unseres Hundes durch die Impfstoffnebenwirkungen? Natürlich wäre es in dem Fall, dass sich wieder Epidemien ausbreiten! Natürlich wäre, dass innerhalb kürzester Zeit tausende Hunde an Staupe erkranken, schwere dauerhafte Gesundheitsschäden erleiden oder sogar sterben. Natürlich wäre, dass ganze Würfe an Parvovirose zugrunde gehen! Und genau so natürlich war es früher, dass Kinder häufig an Diphterie starben und Millionen Menschen den großen Seuchenzügen des Mittelalters zum Opfer fielen. "Unnatürlich" ist nebenbei bemerkt ebenso eine Behandlung von Infektionskrankheiten mit Antibiotika (die im übrigen auch eine Menge Nebenwirkungen haben).
Also lassen wir der Natur ihren Lauf und warten ab, ob „Hasso" überlebt? Die Wenigsten werden wohl so weit gehen wollen...
Viele Impfgegner erliegen einem einfachen Trugschluss: Die lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten, gegen die unsere Hunde geimpft werden sollten, treten hierzulande relativ selten auf - und zwar weil sehr viele Hunde geimpft sind! Daher hat ein einzelner nicht geimpfter Hund eine gute Chance gesund zu bleiben (aufgrund des geringen Infektionsrisikos). Werden aber dank dieser neuen „Philosophie" bald viele Hunde nicht mehr geimpft, dann werden die Krankheitserreger (die ja nicht ausgerottet sondern nur zurückgedrängt sind) so schnell zurückkehren, wie sie verschwunden sind! Die StIKo Vet nennt ein Durchimpfungsniveau einer Tierpopulation von über 70% für angemessen, um den Ausbruch  von Epidemien zu vermeiden.
Um nicht missverstanden zu werden: Sicherlich gibt es medizinisch begründete Einzelfälle, in denen ein Hund nicht geimpft werden sollte (zum Beispiel bei bestimmten Immunschwächen, während der Behandlung mit abwehrschwächenden Medikamenten etc.). Aber ein gesunder Hund muss (nicht nur im eigenen Interesse) auch einen Impfschutz erhalten!
Anstelle Schutzimpfungen also einfach zu verdammen, sollten diese engagierten Hundehalter lieber darauf hinwirken, dass die Pharmaindustrie deren Verträglichkeit und Spezifität immer weiter verbessert und den aktuellen epidemiologischen Bedingungen anpasst. So könnten unsere Hunde gezielter geimpft und die  Abstände zwischen den notwendigen Wiederholungen verlängert werden können.