Doppel-Piebald – halb so schlimm? Betrachtungen zur Verwendung von Piebald in der Doggenzucht

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***Es ist empfehlenswert, vor der Lektüre dieses Artikels die Artikel zur Piebald-Vererbung und zur pigementmangelabhängigen Taubheit zu lesen, denn dort werden die hier angesprochene Problematiken ausführlich dargestellt und erläutert***

Piebald ist ein Gen, das in zahlreichen Rassen maßgeblich an deren typischer Fellzeichnung beteiligt ist.

Die Variabilität der Selektionsmöglichkeiten zur Färbung des Haarkleides reicht von der typischen Piebald-Fleckung mit zum Teil großflächigem Anteil an in der Grundfarbe pigmentiertem Fell (Barzoi, großer Münsterländer, Stabyhoun etc.) bis zu vollständigem Weiß (weißer Bullterrier). Es handelt sich hier um Rassen, in denen das Piebald-Allel nach aktuellen Kenntnissen fixiert ist, das heißt, alle Hunde sind homozygote Träger der Mutation.

Bei der Dogge im schwarz/gefleckten Farbschlag ist ein homozygoter Piebald typischerweise der sogenannte Plattenhund mit mehr oder weniger großen schwarzen runden Flecken, wobei die Pigmentierung bei vielen Hunden auf die Ohren und oft einen Fleck an der Schwanzbasis beschränkt ist, während der restliche Körper überwiegend oder vollständig weiß ist. Da das Piebald-Gen bei der Dogge nicht fixiert ist (also sowohl das Allel S als auch das Allel s vorkommen), geht man davon aus, dass der Erbgang hier weitgehend dem des Boxers entspricht:

 

"falscher Mantel"= heterozygot für Piebald

X

"falscher Mantel" = heterozygot für Piebald

 

50% der Spermien von Vano

50% der Spermien von Vano

50% der Eizellen von Vera

50% der Eizellen von Vera

Wir werden im weiteren Text in Analogie zum Doppel-Merle die überwiegend weißen „schwarzen“ Doggen auch als Doppel-Piebald ansprechen, denn in der Regel handelt es sich hier um homozygote Piebald-Träger. auch wenn Schmutz et al. keine 100%ige Übereinstimmung zwischen Fellfarbe und Genotyp gefunden haben (siehe auch hier)

Bei einer gefleckten Dogge wirkt sich Piebald in gleicher Weise wie bei den Schwarzen aus, denn in den Bereichen der piebaldbedingten weißen Abzeichen haben auch Gefleckte kein schwarzes Pigment, also keine Flecken.

Aufhellung einer gefleckten Dogge durch heterzygotes Piebald
Ein Gefleckter...

...der auch Piebald in

heterozygoter Form trägt...

 

...kann keine Flecken dort haben,

wo Piebald seine Abzeichen ausprägt...

  ...und ergibt einen

aufgehellten Gefleckten

 

Aufhellung einer gefleckten Dogge durch homozygotes Piebald
Ein Gefleckter...

...der auch Piebald in

homozygoter Form trägt...

 

...kann keine Flecken dort haben,

wo Piebald seine Abzeichen ausprägt...

  ...und ergibt einen extrem

aufgehellten Gefleckten

 

Wurf mit Welpen, die ganz überwiegend dem Phänotyp des Doppel-Piebalds entsprechen

Die Mutter mit der typischen fast maximalen Ausprägung, in der Pigment nur an Kopf und Kruppe vorhanden ist.

Gesamteindruck des Wurfes

Einer der Welpen als erwachsene Hündin: Das typische Bild des Plattenhundes mit grossen Platten

Doppel-Piebald, schwarz

Doppel-Piebald, Grautiger

Doppel-Piebald, Gefleckt

 

Wir wollen hier die Verwendung von Piebald-Trägern und insbesondere von Doppel-Piebalds  im Rahmen der Doggenzucht betrachten. Es scheint sinnvoll, diese Thematik in verschiedene Aspekte zu unterteilen.


Der Standard beschreibt eine schwarze Dogge wie folgt:

Lackschwarz, weiße Abzeichen sind zugelassen; hierzu zählen auch die Manteltiger, bei denen das Schwarz mantelartig den Körper bedeckt und Fang, Hals, Brust, Bauch Läufe und Rutenspitze weiß sein können, so wie Doggen mit weißer Grundfarbe und großen schwarzen Platten (Plattenhunde).

Für schwarze Doggen wird – im Gegensatz zu den Farben Gelb, Gestromt und Blau - im Standard keine maximale Ausbreitung der weißen Abzeichen definiert, die als Fehler oder ausschließender Fehler gewertet würde. Im "Leitfadens für DDC-Richter und Anwärter" wird lediglich erwähnt, dass mit Abzeichen über den Mantel hinaus keine Anwartschaft vergeben wird. Eine Zuchtzulassung können allerdings auch Hunde erhalten, deren Zeichnung als "fast weiß, keine Platten" bzw. die Platten als "klein und wenig" bezeichnet werden. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass der Rasseverein damit den Einsatz von Hunden zur Zucht gestattet, die eindeutig nicht dem Standard entsprechen, der klar "große schwarzen Platten" fordert. Interessanterweise trifft man in manchen Zuchtzulassungsberichten auf die beste (und einzige standardgerechte) Bewertung der Platten ("groß verteilt"), obwohl der beurteilte Hunde diesem Phänotyp eindeutig nicht entspricht.

Ob diese absurd großzügige Auslegung der Definition von „weißen Abzeichen“ im Sinne des Standards ist, muss offenbleiben, darf aber wohl legitim in Frage gestellt werden: Es liegt auf der Hand, dass auf der Basis von fast weißen Piebald-Trägern ohne Platten kaum farblich standardnahe Gefleckte erzüchtet werden können, bei  denen bekanntlich über den ganzen Körper gut verteilte, ungleichförmige, zerrissene, lackschwarze Flecken“ erwünscht sind.

Ein weiteres Problem bei der Verwendung  von Piebald-Trägern in der Doggenzucht ist die Tatsache, dass Piebald-Träger mit einer maßvollen, nicht über den Typ des Mantels hinausgehenden Ausprägung der Abzeichen oft heterozygot sind und damit bei der Anpaarung zweier solcher Hunde eine Aufspaltung (siehe Kreuzungschema oben) stattfindet. Der oft gesuchte „kosmetische Effekt“ der Aufhellung von zu dunklen und/oder stichelhaarigen Gefleckten durch piebaldbedingte Abzeichen wird also nicht stabil in die nächsten Generationen übergetragen, da er in der Regel meist nur bei den heterozygoten Piebaldträgern zufriedenstellend ausfällt, während die homozygoten bei den schwarzen immer und bei den gefleckte sehr häufig zu weiß ausfallen werden. Selbst die heterozygoten Piebalds können aufgrund der extrem variablen phänotypischen Ausprägung des Piebald-Gen eine breite Palette an Pigmentierungsniveaus aufweisen. Generell ist also eine zufriedenstellende Vorhersehbarkeit und Stabilität des farblichen Phänotyps nicht gegeben.

Es sei angemerkt, dass bei den Deutschen Doggen auch das bisher noch nicht identifizierte „Mantelgen“ (oder „True Irish Spotting“-Gen) existiert und für die weißen Abzeichen der Doggen verantwortlich zu sein scheint, die kein Piebald tragen. Dieses Gen liegt bei Manteldoggen offensichtlich homozygot vor, denn der echte Mantel vererbt sich ohne Aufspaltung: Aus zwei echten "Mänteln" entstehen immer nur Mäntel: Das Merkmal ist fixiert, so wie dies bei den Berner Sennenhunden der Fall ist. Auch ist die Bandbreite der Abzeichengrößen bei den Nachkommen echter Manteldoggen wesentlich geringer als bei heterozygoten Piebald-Trägern. Ist also - aus welchem Grund auch immer – eine Aufhellung der Grundfarbe erwünscht, liefert das Mantelgen eine deutlich besser kontrollierbare und im Gegensatz zu Piebald genetisch fixierbare Möglichkeit dazu. In Abwesenheit eines Gentests für das (hypothetische) Mantelgen kann eine für Piebald negativ getestete Dogge mit größeren bis mantelartigen weißen Abzeichen als echter (homozygoter) Mantel gelten.

Der amerikanische Standard unterscheidet sich vom FCI-Standard unter anderem durch die Bevorzugung eines reinweißen Halses bei den Gefleckten („a pure white neck is preferred“)…Hier macht die Verwendung von Hunden mit mantelartig ausgeprägten Abzeichen also durchaus Sinn. Konsequenterweise haben die Amerikaner in ihrem Standard zusätzlich zu den rein Schwarzen – bei denen schon weiße Zehen und ein weißer Brustfleck ebenso unerwünscht sind wie bei den Blauen, Gelben und Gestromten -  die schwarzen Manteldoggen als eigene Farbe aufgeführt. Der schwarze Mantel muss vollständig ausgeprägt sein, lediglich ein kleines weißes Abzeichen auf der Kruppe („break in the blanket“) ist zulässig. Plattenhunde werden hier also nicht zur Zucht zugelassen, nicht solche mit großen Platten, die der FCI-Standard ausdrücklich zulässt, und natürlich auch nicht noch weniger pigmentierte Doppel-Piebalds. JP Yousha, Präsidentin des Gesundheitskomitees des Great Dane Clubs of America  (GDCA), warnt eindringlich vor dem Einsatz von heterozygoten Piebald-Trägern und fordert die Züchter auf, ausschließlich auf echte Manteldoggen zu selektionieren, die rein gezüchtet werden können, indem sie ihre Hunde auf das Piebald-Gen testen lassen.

“Compared to the predictable consistency of markings the Irish gene produces, piebald is a wild card--the joker in the pack. So it's important to track the piebald gene & promote the Irish gene to protect our Harlequin/Mantle gene pool…There are far worse "sins" in the world of Harlequins than having a "fawn in the woodpile" and not dealing appropriately with the piebald gene is certainly one of them." (siehe bei Chromadane)

Während bei den Amerikanern somit die zugelassenen Abzeichen und das standardfixierte Zuchtziel in logischer Weise übereinstimmen, herrscht ein bemerkenswerter Widerspruch zwischen der großzügigen Auslegung der erlaubten weißen Abzeichen bei schwarzen Zuchthunden und dem Zuchtziel des Gefleckten laut FCI-Standard mit über den ganzen Körper gut verteilt Flecken. Hinzu kommt eine oft inkohärente Bewertung des Weissanteiles von Gefleckten und Schwarzen beim Richten im Ausstellungswesen: Während eine reinweiße Brust und ein weißer Hals bei einem Gefleckten in aller Regel nicht beanstandet werden, besteht die Tendenz, große weiße  Abzeichen, also beispielsweise die Mantelzeichnung, bei Schwarzen als Grund zur Abwertung zu nennen.

Nun ist Standardnähe sicher nicht das Maß aller Dinge…denn das sollte in der Hundezucht wohl eher die Gesundheit sein. Wie sieht es da hinsichtlich Piebald aus?


Piebald stellt einen Risikofaktor für Taubheit dar aufgrund desselben Mechanismus, der der Merle-Taubheit zugrunde liegt: Die Ausbildung der weißen Abzeichen entsteht durch eine Entwicklungsstörung der Pigmentzellen und wenn diese Pigmentzellen im Innenohr fehlen, führt dies durch degenerative Vorgänge an dieser Stelle innerhalb weniger Wochen nach der Geburt zur Taubheit. In zahlreiche Rassen mit piebaldbedingten Abzeichen ist die pigmentmangelbedingte Taubheit ein häufiges Problem (siehe hier).

In der Welt der Doggenzucht ist diese Problematik weit weniger bekannt als die Doppelmerle-Taubheit, welche insbesondere vor dem Verbot der Geflecktkreuzungen natürlich sehr viel gegenwärtiger war und deren Existenz noch zu Beginn dieses Jahres durch die FCI-Direktive zum Verbot der Merlekreuzungen in Erinnerung gerufen wurde. Im Prinzip sollte der Standard die Dogge vor gesundheitsgefährdenden Auswüchsen der extremen Piebald-Selektion schützen, da er zum einen für Gefleckte über den ganzen Körper verteilte Flecken fordert und zum anderen als maximale Ausdehnung der weißen Abzeichen Plattenhunde mit großen schwarzen Platten vorsieht. (Vom genetischen Standpunkt aus wäre es sinnvoller und logischer, auch solche relativ stark pigmentierten Plattenhunde nicht zur Zucht zuzulassen, wie dies im amerikanischen Standard der Fall ist, da es sich auch hier im Prinzip um homozygote Piebalds handelt). Wir haben allerdings im Abschnitt zum Standard festgestellt, dass diese Begrenzungen des Standards im Rahmen der Zuchtzulassung nicht respektiert werden, sondern extreme Ausprägungen der weissen Abzeichen lediglich mit einem Punktabzug bewertet werden, nicht jedoch zum Zuchtausschluss führen.Infolgedessen ist der Weg frei, unter Zuhilfenahme des Piebald-Gens fast komplett weiße Grautiger, Gefleckte und Schwarze zu erzüchten, die sich nur noch durch die unterschiedliche Färbungder Abzeichen an den Ohren voneinander unterscheiden lassen. Wie ist das Taubheitsrisiko solcher Hunde einzuschätzen?

Hierzu mag man sich zunächst vor Augen führen, dass in Rassen, in denen das Piebald-Allel fixiert ist (wo also alle Hunde Doppel-Piebalds sind), angeborene Taubheit oft stark vermehrt vorkommt und insbesondere Hunde mit wenig Pigment gefährdet sind (Famula TR, 2007) (Strain GM, 2004). Der Anteil der ein- oder beidseitig tauben Hunde lag bei den untersuchten Rassen zwischen 7 und 20%, beim Sonderfall des Dalmatiners, der wahrscheinlich eine zusätzliche Mutation besitzt, bei 30% (Genaueres im Artikel zur Taubheit). Untersuchungen bei Doggen gibt es hinsichtlich Piebald nicht, da normalerweise überwiegend weiße homozygote Piebalds bei Doggen nur ausnahmsweise als „mendelscher Unfall“ auftreten und in der Zucht gar nicht verwendet werden sollten, wenn der Standard respektiert würde. Es gibt jedoch keinen Anlass zu vermuten, dass eine wenig pigmentierte Doppel-Piebald-Dogge vom Taubheitsrisiko mehr verschont wäre als Hunde anderer Rassen.

Nun kommt beim schwarz/gefleckten Farbschlag hinzu, dass hier mit zwei weiteren Allelen gezüchtet wird, die die Pigmentierung aufhellen, das Merle und das Harlekin-Allel. Für das Merle-Allel ist es ebenso wie für das Piebald-Allel hinlänglich wissenschaftlich nachgewiesen, dass es das Taubheitsrisiko erhöht:  Deutlich vermehrt, wenn es homozygot vorliegt (die bekannten Doppelmerles), aber auch heterozygote Merles weisen eine höheren Anteil an ein- oder beidseitig tauben Hunden auf (Strain GM C. L., 2009). Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen zum Anteil an hörgeschädigten Hunden bei den Gefleckten,  doch Strain schätzt das Risiko als „relativ hoch“ ein, was logisch erscheint, da Gefleckte stets heterozygote Merles mit zusätzlichem Pigmentverlust aufgrund des H-Allels sind.

Es ist nun eine schlichte Tatsache, dass ein fast komplett weißer Grautiger oder Gefleckter, der homozygot für Piebald ist, eine Kombination von mehreren Allelen darstellt, die in gleicher Weise die Entwicklung von Pigmentzellen stören und damit das Taubheitsrisiko erhöhen, die in der Hundewelt recht einmalig ist, denn das H-Allel ist bislang lediglich bei der Doggen nachgewiesen worden. Was die Kombination von heterozygotem Merle mit Piebald angeht, so kommt sie zwar insbesondere bei einigen Collie-artigen Rassen vor, jedoch ist bei diesen die Pigmentierung nicht so weit zurückgedrängt wie bei den in letzter Zeit vermehrt zur Zucht eingesetzten weißen Doggen mit schwarzen Kopfabzeichen. Und trotz ihrer noch relativ starken Pigmentierung bemerkt Strain, dass Hunderassen wie Collies, Shelties und Border Collies, in denen auch das Piebald-Allel vorkommt, stärker von Merle-Taubheit betroffen sind als andere Rassen (Strain GM C. L., 2009). Platt. et al. fanden bei ihrer Untersuchung an Border Collies einen Anteil von 25% Merle-Trägern unter den tauben Hunden, obwohl der Anteil an allen untersuchten Hunden lediglich 6,3% betrug. Diese Feststellungen können als deutliche Hinweise für die erhöhte Gefahr von Hörschäden bei der Kombination der beiden Taubheitsrisikofaktoren Piebald und Merle gewertet werden.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Verwendung von Doppel-Piebalds  zu standardfernen Hunden führt, die höheren Gesundheitsrisiken, insbesondere dem der angeborenen Taubheit ausgesetzt sind.

Hier stellt sich also zwangsläufig die Frage, mit welcher Motivation eine solche Zuchtwahl stattfindet.


Es gibt viele Gründe, Piebald in der Doggenzucht verwenden zu wollen…nur ist keiner davon wirklich gut.

Der wohl vertretbarste Grund ist sicherlich der, dass das Piebald-Allel ohne Frage zur Aufhellung des Farbkleides verwendet werden kann. Das Problem ist hier wie oben beschrieben, dass der mendelnde intermediäre Erbgang und die variable Ausprägung von Piebald es nicht gestatten, einen voraussehbaren und stabilen Grad an Aufhellung zu fixieren. Der Verwendung des Mantel-Gens ist hier eindeutig der Vorzug zu geben. Es sollte allerdings auch hier bedacht werden, dass die Zielsetzung der Zucht hinsichtlich der Färbung der Gefleckten eine durch das Harlekin-Allel selbst ausgeprägte ungestichelte weiße Grundfarbe sein sollte. Auch die Zucht mit Manteldoggen ist unter dem FCI-Standard, der statt eines weißen Halses eine Verteilung der Flecken über den ganzen Körper fordert, im Grunde nichts anderes als die Kosmetik einer nicht zufriedenstellenden Ausprägung des Harlekin-Gens, mit der eine stichelige Grundfarbe oder eine zu dichte Fleckung teilweise überdeckt werden kann.

Ein anderer Gesichtspunkt ist die Mode der immer weißeren Gefleckten. Wo immer diese Tendenz herstammen mag, die Amerikaner haben ihr in ihrem Standard Rechnung getragen und gleichzeitig Exzessen einen Riegel vorgeschoben, indem sie einen weißen Hals als erwünscht eingestuft, die Manteldoggen als eigene Farbe definiert und Plattenhunde von der Zucht ausgeschlossen haben. Die beispielhaften Zeichnungen des Illustrierten Standards des GDCA (http://www.gdca.org/illustrated-standard-5.html) belegen diesen Willen zur vernünftigen Begrenzung des Pigmentverlustes. Auch im Richterleitfaden für den FCI-Standard weist das Beispiele für die "sehr gut gefleckte" Dogge auf die Tendenz hin, eine weiße Brust und einen weißen Hals zu bevorzugen, obwohl dies nicht dem FCI-Standard - wohl aber dem amerikanischen - entspricht. In Zusammenhang mit der erlaubten Zuchtverwendung von überwiegend weißen Doppel-Piebalds - dies im Gegensatz zu den amerikanischen Verhältnissen - öffnet die offizielle Akzeptanz dieser Zuchtrichtung natürlich Tür und Tor für die Jagd nach den weißesten Gefleckten durch dieskrupellosesten Trendjägern unter den Züchtern…mit der Dogge im wahrsten und traurigsten Sinne des Wortes als Fashion Victim. Weißheit statt Weisheit…ein trister Standpunkt.

Schließlich kann man auch noch eine Querverbindung zu den Grautigern ziehen. Die bedauerliche Tatsache, dass in vielen Zuchtstätten das Töten der geborenen Grautigerwelpen noch eine zwar diskret, aber konsequent ausgeführte Tradition ist, hat den Grautiger zu einem Vereinspolitikum werden lassen. So gibt es Züchter, die empfehlen, nicht bei deren Kollegen zu kaufen, die Grautiger nicht aufziehen.  Dem möchte ich uneingeschränkt beipflichten, jedoch hinzufügen, das ich ebenso empfehlen würde, nicht bei Züchtern zu kaufen, die den meisten „Grautigern“ ihrer Zucht mit Hilfe des massiven Einsatzes von Doppel-Piebalds das graue Pigment fast völlig weggezüchtetund damit den angeblich respektierten Grautiger in eine Variante der modischen weißen Dogge umgestylt haben. Hier handelt es sich nicht um Tierliebe, sondern um die Kombination von zuchtethisch extrem fragwürdigen Verkaufsstrategien und vereinspolitischer Kampfpolitik, in der der Grautiger nicht mehr ist als ein Spielball, dem man nicht einmal seine namensgebende Farbe lässt.