Farbgenetik Teil 4 - Die Kreuzungen - Farbschlag Schwarz/Gefleckt: Gefleckt x Schwarz

 

3a. Farbschlag Schwarz/Gefleckt: Gefleckt x Schwarz

Im Farbschlag Schwarz/Gefleckt treten drei Phänotypen - Schwarz, Gefleckt und Grautiger - mit vier Genotypen auf: Die Schwarzen können zwei unterschiedliche, von aussen nicht unterscheidbare Genotypen besitzen. Am besten fangen wir damit an, uns die zwei genetischen Varianten der in diesem Farbschlag typischen Kreuzung zwischen einer schwarzen und einer gefleckten Doggen anzusehen:

Zunächst die Keimzellenbildung der gefleckten Dogge:

Genotyp und Phänotyp von Hilton und Bélouga

 

=Hh Mm

 

Spermien von Hilton

Eizellen  von Bélouga

25%

=H M

25%

=Hm

25%

=h M

25%

=h m

 

Bei den Schwarzen kommen wie gesagt zwei Genotypen vor, die sich bezüglich des Gen H unterscheiden: Sie können Träger des Alleles H sein oder auch nicht. Äusserlich ist das nicht zu erkennen, denn die Wirkung des Genes H ist nur dann sichtbar wenn der Hund auch Träger mindestens eines Alleles M des Merle-Gens M ist. Ein Schwarzer kann jedoch kein Träger des Alleles M sein...sonst wäre er nicht schwarz. Wir wollen einfach mal mit einer schwarzen Dogge anfangen, die kein Träger des H-Alleles ist und sehen was herauskommt, wenn wir diese mit Hilton kreuzen.

 

Genotyp und Phänotyp von Emmi

=hh mm

Eizellen  von Emmi


=h m

 

 Während ein Gefleckter systematisch 4 verschiedene Keimzellen zu gleichen Teilen bildet, entstehen in der schwarzen Dogge, die kein H-Allel trägt, nur ein Keimzellentyp. Dies ergibt das folgende Kreuzungsquadrat:

 

Gefleckt = heterozygot für Merle und Harlekin

X

Schwarz, kein Träger des Harlekin-Alleles

 

25% der Spermien von Hilton

H M

25% der Spermien von Hilton

H m

25% der Spermien von Hilton

h M

25% der Spermien von Hilton

h m

100% der Eizellen von Emmi

h m


Hh Mm


Hhmm

hh Mm

hhmm

 

Die Hälfte der Welpen (50%) ist schwarz, und je ein Viertel (25%) Gefleckt, bzw. Grautiger. Hier ist also bereits klar zu erkennen, warum in der Geflecktzucht zwangsläufig Grautiger auftreten (auch wenn diese in manchen Zuchtstätten so gut wie nie aufgezogen werden): Ein Welpe, der vom gefleckten Elternhund nur das Merle-Allel, und von keinem der Eltern das Harlekin-Allel erbt, ist ein Grautiger. Im obenstehenden Beispiel kann das H-Allel nur vom gefleckten Elternteil kommen...sehen wir uns nun an, wie das Ergebnis aussieht, wenn die schwarze Dogge auch ein H-Allel trägt.

 Kopfstudie Gefleckte Hündin  

 

Genotyp und Phänotyp von Eclipse

 

=Hh mm

Eizellen  von Eclipse

=h m

=H m

 

 

Gefleckt = heterozygot für Merle und Harlekin

X

Schwarz, Träger des Harlekin-Alleles

 

25% der Spermien von Hilton

H M

25% der Spermien von Hilton

H m

25% der Spermien von Hilton

h M

25% der Spermien von Hilton

h m

50% der Eizellen von Eclipse

H m


HHMm


HHmm

Hh Mm

Hhmm

50% der Eizellen von Eclipse

 

h m


Hh Mm


Hhmm

hh Mm

hh mm

 

Der einzige Unterschied im Vergleich zum ersten Kreuzungsbeispiel ist hier, dass Eclipse im Gegensatz zu Emmi ein H-Allel trägt, was von aussen nicht erkennbar ist, da das H-Allel, wie wir gelernt haben, die Anwesenheit eines M-Allel braucht, um sich auszuprägen. Zur Erinnerung, Epistase heisst das schicke Fremdwort, mit dem ausgedrückt wird, dass die Ausprägung eines Gens, in unserem Fall des Harlekin-Gens, von der Ausprägung eines anderen Gens, des Merle-Gens abhängt und diese beeinflusst.

Dies hat zur Folge, dass in dieser Kreuzung die zwei H-Allele der Eltern bei den entstehenden Welpen zusammentreffen können. Diese homozygoten H-Träger sind nicht lebensfähig und sterben bereits als Embryo ab. Ein solches Allel, das in homozygot tödlich ist, wird Letalfaktor genannt. Es entstehen also genau wie im ersten Beispiel wieder Schwarze, Gefleckte und Grautiger, in geringgradig verschobenen Zahlenverhältnissen: Wie gehabt zur Hälfte (50%) Schwarze, ein Drittel (33,3%) Gefleckte, und ein Sechstel (16,7%) Grautiger.

Vom Genotyp her ist zu erkennen, dass 2 von 3 Schwarzen wiederum H-Träger wie der schwarze Elternteil ist. Wie schon erwähnt, ist das äusserlich jedoch nicht zu sehen.

  Bruder und Schwester...beide schwarz mit Abzeichen

 

Grautiger sind momentan (noch) nicht zur Zucht zugelassen, was sich in Zukunft wohl ändern wird. Es ist dieses Zuchtverbot vermutlich ein Relikt aus der Zeit, in der die der Geflecktenzucht zugrundeliegenden Vererbungsvorgänge noch nicht bekannt waren. An unseren Schemata ist wiederum leicht zu erkennen, dass sich bei der Erzüchtung des doppel-heterozygoten Gefleckten (heterozygot für Merle- UND Harlekin-Gen) zwangsläufig auch immer einfach heterozyote Grautiger (heterozygot nur für das Merle-Gen) geboren werden, ein Zuchtausschluss der Grautiger also sinnlos ist. Es ist auch nicht sinnvoll, den Grautiger als "schlechten Gefleckten" einzustufen und die graue Grundfarbe als "Fehler" zu werten, denn wir wissen ja nun, dass es sich bei Gefleckten und Grautigern schlicht um zwei unterschiedliche Genotypen handelt.

Es sei in dem Zusammenhang schliesslich ausdrücklich vor Zuchtstätten gewarnt, in denen so gut wie keine Grautiger in den Wurfmeldungen erscheinen: Denn sogenannte "grautigerfreie Linien" sind eine Legende, wie nun jeder mit Hilfe der Kreuzungsquadrate nachvollziehen kann. Das Töten von neugeborenen Welpen mit unpassender Farbe, ob Grautiger oder echte Fehlfarben, ist dagegen leider eine immer noch aktuelle Realität.